Das Wirken von Sr. Liliane Juchli hat Generationen von Pflegefachfrauen und -Männern geprägt. Sr. Liliane ist die Urheberin des ersten Pflegefachlehrbuches im deutschsprachigen Raum.
Aus den ersten Pflegetagebuch-Skizzen entstanden Unterrichtsunterlagen als Manuskript für die Schülerinnen, und 1969 wurde das erste Handbuch mit dem Titel „Umfassende Krankenpflege“ gedruckt. Das Buch wurde schnell bekannt, auch über die Schweizergrenze hinaus. Sr. Liliane hat das Pflegeverständnis über Jahrzehnte weiterentwickelt und niedergeschrieben und so löste eine Buchauflage die andere ab. Seither sind mehr als eine Million Lehrbücher im Thieme-Verlag herausgegeben worden. Der Krankenpflegeklassiker ist auch in holländischer und italienischer Sprache erschienen.
Parallel zur Herausgabe ihres Hauptwerkes und weiterer Fachbücher, hielt Sr. Liliane an diversen Fachtagungen Referate und führte Seminare im In- und Ausland durch.
Anlässlich des 80. Geburtstages, den Sr. Liliane im Jahr 2013 feiert, entstanden ein Buch und ein Film über sie.
Mit dem biografischen Film «Leiden schafft Pflege» von Marianne Pletscher wird das Leben und Wirken von Sr. Liliane Juchli geehrt. Im Zentrum des halbstündigen Films steht Sr. Liliane selbst mit ihrer Persönlichkeit und ihrem positiven Einfluss auf das Pflegeverständnis bis in die heutige Zeit. Der Film wurde von zwei engagierten Pflegefachfrauen initiiert und vom SBK (Schweizer Berufsverband der Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner) unterstützt.
Das neue Buch heisst «Liliane Juchli – ein Leben für die Pflege» (Thieme-Verlag). Darin zeigt die Journalistin Trudi von Fellenberg-Bitzi auf, wie stark Sr. Liliane die Würde des Menschen ins Zentrum stellt und auch heute noch «Leidenschaft für das Mögliche» fordert. Der rote Faden des Buches ist die Biographie von Sr. Liliane, welche grossen Einfluss auf ihr Wirken hatte. Ein dazu aussagekräftiger Leitsatz von ihr lautet: «Ich pflege als die, die ich bin»
Anlässlich des Fachsymposiums Gesundheit am Kantonsspital St. Gallen vom 23.-24.01.2013 fand die Filmpremiere statt und das Buch wurde vorgestellt.
Aus der Laudatio für Sr. Liliane am 24.01.2013 von Frau Suzanne Kessler ein Ausschnitt:
Da bist du nun, in deinem 80. Lebensjahr, aktuell, gegenwärtig, richtungsweisend, wegweisend. Wie ein Leuchtturm, der dir als Symbol viel bedeutet.
„D’Juchli Bible“ begleitete und begleitet Hunderttausende von Pflegefachkräften. Was heisst begleiten? Wenn ich nachlese, was Du in der Jubiläumsausgabe 1997 geschrieben hast, wird es klar:
´Ich möchte dieses Buch als Brücke sehen, ist es doch durch seine lange Tradition (damals schon 25 Jahre) gleichsam auch so etwas wie ein Spiegel der Geschichte. Doch nicht rückwärtsgewandt, sondern in klarer Fahrt nach vorn soll es gleichsam ein Gefährt sein, das der Pflege hinein ins dritte Jahrtausend die Richtung weist: offen, zielgerichtet, wie auch neugierig und veränderbar. ´
«D’Juchli Bible»
Nur ist es so eine Sache mit der Bibel, sie lässt sich auslegen. Ich kann mich einzelnen Kapiteln widmen, ich kann einzelne Werte herauspicken, es liegt ganz in meiner persönlichen Verantwortung. Und das ist auch gut so, denn eigenständiges Denken verhindert «d‘Juchli Bible» nicht, sie setzt dieses Denken voraus.
Du selbst schreibst in deinem Buch «Pflegen Begleiten Leben», 1985:
´Beobachten und erkennen orientiert sich vor allem an:
unserer Bereitschaft zu sehen
unserer Fähigkeit zu hören
unserem Mut zu sprechen
unserer Wachheit im Urteil
unserer Fähigkeit im Handeln´
Diejenigen Pflegenden, die von ihrem Beruf fasziniert sind, weil es auch der spannendste Beruf ist, den ich mir vorstellen kann, diese Pflegenden finden in der «Juchli Bible» mehr als eine strukturierte Anleitung, mehr als reinen Lernstoff. Sie finden eine Pflegeauffassung, die eine hohe ethische Verantwortung und eine hohe soziale Kompetenz als Grundbedingung verlangt. Das präzise Vorgehen, verbunden mit dem Erkennen von Wünschen und Träumen, der Aufforderung Freiräume zu nutzen, um eine ganzheitliche Pflege bieten zu können. All das finden wir in deinem Buch, deinen Büchern. Diese weiteren Werke haben mich persönlich und ich denke, viele andere auch aufgefordert, vertieft den fachlichen, philosophischen und spirituellen Gedanken in Zusammenhang mit Pflege nachzugehen“.
Mit ihrem ganzheitlichen Denken und Wirken ist Sr. Liliane für viele Pflegende zu einem Vorbild geworden.
Auch Sr. Liliane hat ein Vorbild – unsere Gemeinschaftsgründerin Mutter Maria Theresia Scherer, zu der sie seit ihrem Entschluss ins Kloster einzutreten, eine tiefe Beziehung pflegt. «Das Gramm Gold entdecken, das in jedem Menschen verborgen ist»
Dieser Ausspruch von Mutter Maria Theresia ist für Sr. Liliane in ihrer Arbeit mit Menschen zu einem Leitmotiv geworden. Die Kernaussage des Zitats zeigt ein schönes Bild, das auch wir in jeder Situation, wo wir Menschen begegnen, hervornehmen können, denn der Kern eines jeden Lebens ist schön, kostbar und würdevoll. Unabhängig davon, ob wir im Pflegeberuf arbeiten oder nicht, ist es uns aufgetragen, das uns anvertraute Leben sorgfältig zu pflegen.
Sr. Tobia Rüttimann, Provinzrätin